Als diese Zeichnung entstand, war überlegt worden, wie sich ein Wohnhaus an den oberen Rand eines Berghanges erdüberdeckt einfügen läßt. Außerdem sollte das sichtbare Formengut des Wohnhauses so wirken, als setze sich in dieser Form der Landschaftsaufbau fort.
Vorausgegangen waren Skizzen zu Wohnhäusern, die in die rundigen Felsformationen der uruguayischen Hügellandschaft passen sollten. Dort stehen von der Winderosion rundgeschliffene Felsblöcke meist auf Hügeln dicht zusammen, haben aber dabei so viel Abstand voneinander, daß bequem Wohnräume dazwischen eingefügt werden könnten. Die Felsen selbst könnten zur Wand der Räumlichkeiten werden. Mit großen Glasfenstern, Türen und einem klugen Dach wären andere Teile zwischen den Felsen zu schließen.
Im vorliegenden Falle zeichnete sich eine Bergkuppe, an deren Abhang sich während des Zeichnungsvorganges ein gläserner Turm abbildete, der sich nach oben zu einer Art Rauchfang verjüngte. Die Landschaft, die sich dem durch Bleistiftstriche zuordnete, bekam geschwungene Linien und läßt erahnen, daß sich unter dieser von Menschenhand gestalteten Landschaft Wohnräume verbergen.
In der Zeichnung verstecken sich Sehnsüchte nach einer intakten Landschaft, die möglichst wenig angetastet werden soll. Vermutlich sind Erinnerungen an Wanderungen und Klettertouren im Hochgebirge der Hintergrund für eine solche Herangehensweise in der Zeichnung gewesen. Bei Hochgebirgstouren bewegt man sich oft auf einem Felsgrad, der dann in einen grasbewachsenen Bergrücken übergeht. Der unglaubliche Ausblick in die Hochgebirgslandschaft läßt das Bedürfnis entstehen, sich an solchen Orten sehr lange aufzuhalten, um zu schauen.
Der Mensch fühlt sich als Beschauer in solch einer Landschaft sehr allein und neigt zu meditativen Stimmungen, die Reflexionen über das Sein auslösen. Der Wunsch, als Mensch der Natur ihre Großartigkeit zu lassen, leitet dann das Denken. Es entsteht eine Versenkung in den geschauten Weltausschnitt, der immer genauer entdeckt werden will. Es können Stunden vergehen, bis sich der Blick abwenden will. Einige Mitglieder der "Gläsernen Kette", deren Entwürfe später expressionistisch genannt wurden, träumten davon, sich mit Architekturen in der Gebirgswelt einzunisten. Sie waren im Hochgebirge herumgestiegen und hatten großartige Landschaften vor sich. Ähnliches mag mich zu dieser Zeichnung verleitet haben.
K.L.
Montag, 17. November 2008
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