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Es wurde ein Ultimatum gestellt. Wenn bis dahin die Bauwagensiedler ihre Siedlung nicht selbst auflösen, werde geräumt. Ein alternativer Standort wurde den Bauwagenbewohnern natürlich nicht angeboten. So kam es also zur Räumung und die Bauwagensiedler irrten mit ihren Fahrzeugen durch das Stadtgebiet, um einen neuen Ort zu finden, wo sie geduldet werden.
Ich hatte dem Bausenator Mettbach damals vorgeschlagen, die Siedler auf einem Gelände anzusiedeln, auf dem in früheren Zeiten die sogenannten Auswandererhallen standen. Diese waren inzwischen schon lange abgerissen, aber auf einem Teil des Geländes befand sich ein Schrottplatz, daneben Leerfläche. Nur eine der alten Auswandererhallen hatte sich erhalten, war aber durch Umbauten entstellt und nicht mehr zu gebrauchen, da baufällig. Wenn sich der Bausenator entschied, die Bauwagensiedler hier anzusiedeln, würde es einen Aufstand im Stadtteil Veddel geben, so mein Kalkül.
Natürlich wehrten sich die Bewohner der Veddel, zugleich konnte sehr kräftig die Idee transportiert werden, daß die Auswandererhallen in Teilen rekonstruiert werden sollten, um darin ein Museum unterbringen zu können, das über diese Auswanderungen, die von Hamburg aus stattfanden, informiert. Und genau darauf war ich aus. Denn nun, als Widerstand zu der Idee, die Bauwagenbewohner hier unterzubringen, konnte im politischen Raum die Idee wirksam gemacht werden, das Auswanderermuseum zu gründen. Bisher war man damit zögerlich gewesen. Und, für mich keine Überraschung, genau das geschah als Gegenmaßnahme, so, wie ich es mir gedacht hatte. Inzwischen sind drei Auswandererhallen rekonstruiert.
Als Alternative zum Standort Veddel hatte ich dem Bausenator damals die Idee zugeschickt, am Platz links vor dem Hamburger Rathaus, direkt am Kanal zur Binnenalster, einen gläsernen Wohnwagenturm zu errichten. Es sollte eine schlichte Stahlrahmenarchitektur sein, die mit großen Schaufenstern verglast ist, sodaß jeder die ordentlich aufgestellten Bauwagen, die als Schlafräume in den gestapelten verglasten Räumen übereinander standen, vom Rathausplatz aus sehen konnte. Wäre so etwas gebaut worden, hätte Hamburg sein Highlight direkt neben der Entscheidungszentrale zu der Frage gehabt, was machen wir nur mit den Bauwagensiedlern. Da sie ohnehin durch die Politik des damaligen Senats im Mittelpunkt der Hamburger Öffentlichkeit standen, hätte sich dieser Mittelpunkt nun ganz direkt neben dem Rathaus befunden. Der Entwurf eines verglasten Stahlturmes mit den Bauwagen in den Etagen wäre also der reinste Ausdruck der Politik des konservativen Senats gewesen, die Bauwagenfrage in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken.
Der zuständige Senator entschied damals, die Bauwagensiedler auf das Gebiet in der Veddel, also auf das historische Grundstück der Auswandererhallen, zu verweisen. Hier sollte gesiedelt werden. Jedoch war der Widerstand auf der Veddel so groß, daß die Idee an Realität gewinnen konnte, das Auswanderermuseum durch Wiederaufbau der Auswandererhallen zu verwirklichen. Dies trat ein. Mein Kalkül ging also auf. Für die Bauwagensiedler ergab sich bald ein neuer Siedlungsplatz.
K.L.