Mittwoch, 26. November 2008

Verglastes Hochhaus mit Bauwagen als Interieur

Diese Zeichnung entstand zu einer Zeit, als die sogenannte Schill-Partei zusammen mit der CDU den Hamburger Senat stellte. Während der Regierungszeit dieser beiden Parteien wurde veranlaßt, in Hamburg eine Bauwagen- siedlung aufzulösen. Es gab zu dieser Zeit in Hamburg mehrere solcher Bauwagensiedlungen, in denen hauptsächlich durch junge Menschen recht informell gelebt wurde. Diese Siedlungen erinnerten an die Armutsgebiete in den Großstädten Lateinamerikas und anderswo.
Es wurde ein Ultimatum gestellt. Wenn bis dahin die Bauwagensiedler ihre Siedlung nicht selbst auflösen, werde geräumt. Ein alternativer Standort wurde den Bauwagenbewohnern natürlich nicht angeboten. So kam es also zur Räumung und die Bauwagensiedler irrten mit ihren Fahrzeugen durch das Stadtgebiet, um einen neuen Ort zu finden, wo sie geduldet werden.
Ich hatte dem Bausenator Mettbach damals vorgeschlagen, die Siedler auf einem Gelände anzusiedeln, auf dem in früheren Zeiten die sogenannten Auswandererhallen standen. Diese waren inzwischen schon lange abgerissen, aber auf einem Teil des Geländes befand sich ein Schrottplatz, daneben Leerfläche. Nur eine der alten Auswandererhallen hatte sich erhalten, war aber durch Umbauten entstellt und nicht mehr zu gebrauchen, da baufällig. Wenn sich der Bausenator entschied, die Bauwagensiedler hier anzusiedeln, würde es einen Aufstand im Stadtteil Veddel geben, so mein Kalkül.
Natürlich wehrten sich die Bewohner der Veddel, zugleich konnte sehr kräftig die Idee transportiert werden, daß die Auswandererhallen in Teilen rekonstruiert werden sollten, um darin ein Museum unterbringen zu können, das über diese Auswanderungen, die von Hamburg aus stattfanden, informiert. Und genau darauf war ich aus. Denn nun, als Widerstand zu der Idee, die Bauwagenbewohner hier unterzubringen, konnte im politischen Raum die Idee wirksam gemacht werden, das Auswanderermuseum zu gründen. Bisher war man damit zögerlich gewesen. Und, für mich keine Überraschung, genau das geschah als Gegenmaßnahme, so, wie ich es mir gedacht hatte. Inzwischen sind drei Auswandererhallen rekonstruiert.
Als Alternative zum Standort Veddel hatte ich dem Bausenator damals die Idee zugeschickt, am Platz links vor dem Hamburger Rathaus, direkt am Kanal zur Binnenalster, einen gläsernen Wohnwagenturm zu errichten. Es sollte eine schlichte Stahlrahmenarchitektur sein, die mit großen Schaufenstern verglast ist, sodaß jeder die ordentlich aufgestellten Bauwagen, die als Schlafräume in den gestapelten verglasten Räumen übereinander standen, vom Rathausplatz aus sehen konnte. Wäre so etwas gebaut worden, hätte Hamburg sein Highlight direkt neben der Entscheidungszentrale zu der Frage gehabt, was machen wir nur mit den Bauwagensiedlern. Da sie ohnehin durch die Politik des damaligen Senats im Mittelpunkt der Hamburger Öffentlichkeit standen, hätte sich dieser Mittelpunkt nun ganz direkt neben dem Rathaus befunden. Der Entwurf eines verglasten Stahlturmes mit den Bauwagen in den Etagen wäre also der reinste Ausdruck der Politik des konservativen Senats gewesen, die Bauwagenfrage in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken.
Der zuständige Senator entschied damals, die Bauwagensiedler auf das Gebiet in der Veddel, also auf das historische Grundstück der Auswandererhallen, zu verweisen. Hier sollte gesiedelt werden. Jedoch war der Widerstand auf der Veddel so groß, daß die Idee an Realität gewinnen konnte, das Auswanderermuseum durch Wiederaufbau der Auswandererhallen zu verwirklichen. Dies trat ein. Mein Kalkül ging also auf. Für die Bauwagensiedler ergab sich bald ein neuer Siedlungsplatz.
K.L.

Samstag, 22. November 2008

Bauwerk mit Ziegelschalenüberdachung

Diese Zeichnung entstand nach einem Forschungsau- fenthalt in Uruguay, wo ich das Gesamtwerk des Ingenieurbüros Dieste y Montanez im Archiv dieses Büros in Montevideo durcharbei-
tete. Ich befuhr das gesamte Land, um die realisierten Ziegelschalenbauten vor Ort zu sehen. Mir wurde bei diesen Besichtigungen bewußt, daß es in Deutschland eine Unterentwicklung in Bezug auf die Backsteinarchitektur gibt, die aufgehoben werden sollte.

Als ich jahrelang zu den deutschen Universitäten und Fachhochschulen reiste, um über Ziegelschalen zu berichten, entstand irgendwann diese Zeichnung. Es sollte ein Bauwerk werden, das nach außen hin völlig verglast ist, aber im Inneren, als Innenraumfassade des zentralen Baukörpers, der Aufzüge, Fluchttreppen und Sanitärräume bergen sollte, Backsteinwände zeigen sollte. Darüber sollten sich wie Flügel die Ziegelschalen ausbreiten und als Überdachung dienen. Die Dachlandschaft sollte begehbar gehalten werden, um einen Pausenaufenthalt zu ermöglichen, da das Gebäude als Arbeitsstätte dienen sollte.

Die Raumhöhen der Innenräume sind bewußt überhöht, weil sich dazwischen Balkone einbauen lassen sollten, die als offene Gallerien für Arbeitsplätze genutzt werden könnten. Sie sind als Ausbaumaßnahme vorgesehen, falls mehr Geschoßebenen gebraucht werden.

Der Eingang in das Gebäude ist mittig gezeichnet. Man gelangt durch ihn in den zentralen Baukörper, wo Aufzüge, Treppen, u.a. einzubauen wären.

Mir fiel auf, daß solche Baukörper, die sich in dieser Art zum Bauwerk aufschwingen, eher ungewöhnlich sein dürften. Die transparenten Fassaden sollten sehr verschiedene Gebäudewirkungen deselben Bauwerkes bei Tag und bei Nacht erzeugen. Bei Dunkelheit würde der Innenraum wesentlich stärker erlebbar sein.

K.L.

Montag, 17. November 2008

Erdbedecktes Wohnhaus am Berghang

Als diese Zeichnung entstand, war überlegt worden, wie sich ein Wohnhaus an den oberen Rand eines Berghanges erdüberdeckt einfügen läßt. Außerdem sollte das sichtbare Formengut des Wohnhauses so wirken, als setze sich in dieser Form der Landschaftsaufbau fort.

Vorausgegangen waren Skizzen zu Wohnhäusern, die in die rundigen Felsformationen der uruguayischen Hügellandschaft passen sollten. Dort stehen von der Winderosion rundgeschliffene Felsblöcke meist auf Hügeln dicht zusammen, haben aber dabei so viel Abstand voneinander, daß bequem Wohnräume dazwischen eingefügt werden könnten. Die Felsen selbst könnten zur Wand der Räumlichkeiten werden. Mit großen Glasfenstern, Türen und einem klugen Dach wären andere Teile zwischen den Felsen zu schließen.

Im vorliegenden Falle zeichnete sich eine Bergkuppe, an deren Abhang sich während des Zeichnungsvorganges ein gläserner Turm abbildete, der sich nach oben zu einer Art Rauchfang verjüngte. Die Landschaft, die sich dem durch Bleistiftstriche zuordnete, bekam geschwungene Linien und läßt erahnen, daß sich unter dieser von Menschenhand gestalteten Landschaft Wohnräume verbergen.

In der Zeichnung verstecken sich Sehnsüchte nach einer intakten Landschaft, die möglichst wenig angetastet werden soll. Vermutlich sind Erinnerungen an Wanderungen und Klettertouren im Hochgebirge der Hintergrund für eine solche Herangehensweise in der Zeichnung gewesen. Bei Hochgebirgstouren bewegt man sich oft auf einem Felsgrad, der dann in einen grasbewachsenen Bergrücken übergeht. Der unglaubliche Ausblick in die Hochgebirgslandschaft läßt das Bedürfnis entstehen, sich an solchen Orten sehr lange aufzuhalten, um zu schauen.

Der Mensch fühlt sich als Beschauer in solch einer Landschaft sehr allein und neigt zu meditativen Stimmungen, die Reflexionen über das Sein auslösen. Der Wunsch, als Mensch der Natur ihre Großartigkeit zu lassen, leitet dann das Denken. Es entsteht eine Versenkung in den geschauten Weltausschnitt, der immer genauer entdeckt werden will. Es können Stunden vergehen, bis sich der Blick abwenden will. Einige Mitglieder der "Gläsernen Kette", deren Entwürfe später expressionistisch genannt wurden, träumten davon, sich mit Architekturen in der Gebirgswelt einzunisten. Sie waren im Hochgebirge herumgestiegen und hatten großartige Landschaften vor sich. Ähnliches mag mich zu dieser Zeichnung verleitet haben.

K.L.

Freitag, 14. November 2008

Gläserner Turm mit filigranem Stahlbetontragwerk

Dieser Turm, als Idee für ein Gebiet im alten Hamburger Freihafenge- biet auf dem Kleinen Grasbrook gedacht, sollte eine sehr filigrane Stahlbetonkon- struktion beinhalten, die mit großen Glastafeln zu umhüllen wäre. Überdacht werden sollte der Turm mit einem Gewölbe, das vom Rand zur Mitte des Daches hin eine flache Tonne zu ergeben hätte.

Die Idee bestand darin, eine möglichst vollkommen transparente Hülle zu schaffen, durch die von einer Seite des Gebäudes zur anderen gesehen werden konnte. Nur die vier Betonstützen sollten zu sehen sein.

Weggelassen wurde in der Zeichnung der Fluchttreppen- und Aufzugsturm mit seinen Nebenräumen, um die filigrane Struktur des Entwurfs nicht zu stören. Er würde als Mitte in einem glasüberdeckten Innenhof stehen, von dem aus leichte Brücken zu den Etagen führen, deren Räumlichkeiten ohne Zwischenwände um einen großen quadratischen Innenhof ständen, würde ein solches Gebäude jemals errichtet.

Die Geschoßhöhen wurden mit fünf Metern Höhe gezeichnet, um sich das Skizzieren zu erleichtern. Es handelt sich um eine schematische Zeichnung, mit der ausgelotet wurde, ob sehr durchsichtige Hochhausbauten interessant wirken können. Das Gebäude sollte auf einem überaus einfachen Bausystem beruhen, aber trotzdem möglichst abwechslungsreich wirken. Die Decke über dem Erdgeschoß wurde etwas zurückgenommen, um einen überhöhten Innenraum erlebbar zu machen. Erst als das ganz leicht gewölbte Tonnendach gezeichnet wurde, hielt ich die gezeichnete Idee für ausgewogen.

K.L.

Dienstag, 11. November 2008

Ein Ensemble sehr hoher und farbiger Wolkenkratzer

Als diese Zeichnung entstanden war, wurde mir bewußt, daß die Körpergliederung von Insekten als Anregung dienen kann, um hohe Gebäude zu entwickeln. Die Einschnürungen in den Bauvolumen erzeugen einen eigenartig interessanten Effekt. Dieses Ensemble aus Türmen, von denen drei sehr symmetrisch arrangiert wirken, läßt erahnen, welche Vielfalt in der Gestaltung von Wolkenkratzern erreichbar sein muß. Mich liessen diese Zeichnungen an sehr unterschiedliche Dinge erinnern. Mir waren in Indonesien an den Festtagen Fahnen begegnet, die mich sehr faszinierten. Sie waren an Bambusstangen befestigt worden, die sich je nach Dicke des Stangenabschnittes unterschiedlich krümmen. Die Einheimischen nützen diese Tatsache dazu, um Fahnentücher an diesen Stangen zu befestigen, die nach oben hin schmaler werden und zur Stange hin gerundet sind, da sich der immer dünner werdende Teil des Bambus biegt. Auf diese Weise entstehen schmale und hohe Fahnen, die lustig im Wind flattern und sehr festlich wirken. Sie werden paarweise an Wegen aufgestellt, sodaß sie sich gegenüberstehen. Zwei dieser Hochhäuser in dieser Zeichnung erinnerten mich daran. Der mittlere Turm wird von diesen Begleitbauten gerahmt.

Links und rechts von diesem Ensemble stehen Türme, die das Thema rund oder eckig im Formengut variieren. Die Bestrebung beim Zeichnen bestand darin, möglichst elementare und klare Einzelvolumen, die aufeinandergesetzt sind, zu zeichnen. Durch unterschiedliche Größen der Unterteilungen der jeweiligen Bauvolumen sollte Varietät der Fassadengliederung entstehen. Die starke Farbigkeit der Flächen war bewußt gewählt worden, um Farbakzente und Kontraste zu inszenieren. Ein schlichter Schlitz, als hohes Dreieck, sollte den Eingang in der Mitte des Ensembles andeuten. Die Glasflächen sind in einem speziellen Blauton eingefärbt. Die Anzahl der Geschoße sollte nicht ablesbar sein, was dazu führt, daß die Höhe dieser Wolkenkratzer niedriger erscheint. Nur an den Turmspitzen ist manchmal die Geschoßhöhe der Etagen erkennbar gemacht. Das läßt es zu, ungefähr darauf zu schließen, wie hoch solche Türme erdacht sind.

K.L.

Donnerstag, 6. November 2008

Ein multifunktionales Gebäude für Berlins Stadtmitte

Als es darum ging, ob der Palast der Republik in Berlin abgerissen werden sollte, um an seiner Stelle das ehemalige Stadtschloß der Preußen wieder aufzubauen, begann ich für den Ort zu zeichnen. Ich wollte herausfinden, ob sich, bei Bestehen des Palastes der Republik aus der Zeit der DDR, der Ort interessant umgestalten läßt, ohne das Stadtschloß als Imitat zu errichten.

Neben vielen anderen Skizzen ergab sich auch diese. Sie zeigt ein Bauwerk auf einer künstlich mit Bodenwellen versehenen Landschaft, das aus sechs Glastürmen besteht, die durch Brücken in einer gewissen Höhe verbunden sind. Portale in der Mitte zwischen den Glastürmen tragen diese Fußgängerbrücke.

Auf schlanken und sehr hohen Pfeilern und auf dem Aufzugs- und Fluchttreppenschacht jedes Glasturms ruhen quadratische Überdachungen, in die jeweils kreisrunde Wasserbassins eingelassen sind. Über kurze Brücken sind diese sechs quadratischen Dachflächen, die große Dachgärten oder Dachlandschaften darstellen, miteinander verbunden. Die sechs Wasserspeicher dienen zur Speicherung von Regenwasser und zum angenehmen Aufenthalt mitten in der Stadt. In der Mitte jeder Wasserfläche taucht der Aufzugs- und Fluchttreppenturm aus dem Wasser auf und wurde mit einem Glaspavillon gekrönt, der über dem Wasser schwebt. Stege gehen von hier aus zu den ebenen begrünten Dachflächen, die rund um die Seen in luftiger Höhe gruppiert sind.

Die Glastürme unter den begrünten Dachflächen sind kreisrund und haben eine gefaltete Glasfläche, durch die die Innenräume zu belichten wären. Die Bodenwellen zu ebener Erde sind bei den einen Glastürmen angehoben, bei den anderen abfallend. Dadurch wird der Haupteingang in das Gebäudeareal kenntlich gemacht.

Da die Zeichnung nicht dazu diente, Berlin mit einem Bauwerk beglücken zu wollen, welches an die Stelle des ehemaligen Schloßes treten sollte, darf man danach fragen, wozu die Idee diente.
Die Idee wurde, neben vielen anderen, deshalb gezeichnet, um auszuloten, was dort an dieser Stelle gemacht werden könnte, wenn man es wollte. Es wurde durch die Skizzen sichtbar, daß es wesentlich interessantere Vorschläge geben kann als das, was damals als Gegenentwurf zu der Wiederaufbauidee des Schloßes von renommierten Büros in die Berliner Diskussion eingebracht wurde. Die Skizzen erlaubten mir die Ausformulierung einer Architekturkritik an dem Vorhaben, das Schloß zu rekonstruieren.

K.L.