Dienstag, 21. Oktober 2008

Zeichnung eines Wolkenkratzers


Die Idee für diese Zeichnung entstand nach einer Beschäftigung mit der hinduistischen Gottheit shiva. Um die Gottheit ehren zu können, wird in der Regel ein "Phallus" errichtet. Beschäftigt man sich jedoch ikonologisch mit dieser Gestalt, die verehrt wird, so wird deutlich, daß es sich um ein überlagertes Bild von ganz unterschiedlichen Gegenstandsvorstellungen handelt. Es kann zum Beispiel die Darstellung eines Lebensrades gemeint sein, das von der Seite betrachtet wird, genauso kann darin die Idee verankert sein, shiva tritt aus einem Baumstamm heraus. Der "Phallus" wäre dann sowohl ein Baum, eine Figur, die aus dem Baum heraustritt, aber er kann auch eine Feuersäule sein, weil er auch als solche verehrt wird. Eingelagert sind also sehr viele Bedeutungen, die der Verehrer kennt. Er kennt die Bilder aus den religiösen Mythen zu shiva.
Bei uns in der sogenannten westlichen Hemisphäre wurde ab einer bestimmten Zeit im Hochhaus ein Phallussymbol gesehen. Der Grund dafür waren bestimmte Autoren aus dem Wissenschaftsraum der Psychologie, denen man nachspüren sollte. Sie meinten, es sei eigentlich ein Phallus, der sich im Hochhaus ausdrücke. Diese Sichtweise ist natürlich etwas zu vereinfacht. Gewissermassen als Psychologiekritik entstand diese Zeichnung eines Hochhauses in Phallusform. Diese Lesart wäre aber viel zu reduziert, denn es stecken weit mehr Bilder in dieser Hochhausform, die gewählt wurde.
Bewegt man sich einmal weg von der symbolischen Bedeutung zu dem eigentlichen Thema des Entwurfs, so wird die Sichtweise eine ganz andere. Es wurde nach einer Umhüllung für ein vertikales öffentliches Verkehrsmittel gesucht. Es sollte ein öffentlicher Raum sein, der außen von dem eigentlichen Hochhaus ummantelt ist. Bei der Suche durch unterschiedliche Strichführungen ergab sich dieser Eindruck, nachdem versucht wurde, die Volumen etwas mehr durch farbige Flächengebung herauszuarbeiten.
Es entstand nach dieser und etlichen ähnlichen Zeichungen ein sehr ausgedehntes zeichnerisches Werk, das für mich sehr hilfreich war, um Hochhäuser architekturkritisch betrachten zu können. Es liessen sich gute Kriterien dafür ableiten, wohin sich der Hochhausbau entwickeln könnte. Daran ließ sich das bisher Gebaute messen.
K.L.

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