Freitag, 31. Oktober 2008

Hochhaushülle und Hochhauskern

Diese beiden Zeichnungen variieren daselbe Thema. Um ein vertikales öffentliches Nahverkehrssystem soll ein öffentlicher Raum geschaffen werden, der vom dem eigentlichen Hochhaus umgeben ist. Die Klimahülle, die das Ganze umgibt, soll transluzid, durchsichtig oder undurchsichtig gehalten sein, je nachdem welcher Raumeindruck im Inneren angestrebt wird, oder wie die Bauvolumen von außen angesehen werden sollen.

Zweifellos stellte das Volumen einer aufgestellten Rakete für die Weltraumfahrt eine Anregung für die beiden Zeichnungen dar. Es gab jedoch viele andere Anregungen, so z.B. ein Hochhaus in London. Von ihm wurde der spiralige Anstieg des Fensterbandes abgeleitet, was auf der linken Zeichnung zu sehen ist. Ein Bauwerk in Israel wiederum gab den Anstoß zur Zeichnung des Interieurs des Bauwerkes rechts auf der Zeichnung. Die Zeichnung rechts reflektiert außerdem die Problematik von rotationssymmetrischen Bauten, weil die Räumlichkeiten auf der Nordseite des Gebäudes auf der nördlichen Halbkugel der Erde ohne Sonnenlicht sein würden. Deshalb wurde dieses wolkenkratzerhohe Fensterband vorgesehen. Der Traum war damals, Hochhäuser zu erfinden, die langsam rotieren können. Dafür würden sich rotationssymmetrische Baukörper hervorragend eignen. In Skizzen wurde die gewagte Idee ausformuliert.

Diese zeichnerischen Untersuchungen, die sich in vielen weiteren Skizzen niederschlugen, ergaben immer wieder neue Lösungswege bei der Suche nach neuen Wolkenkratzerbautypen. Der Anstoß zu dieser Suche war sicherlich die Zerstörung der beiden Türme des World Trade Centers in New York. Mir war jedoch schon in Sao Paulo und anderswo aufgefallen, wie attraktiv Wolkenkratzer sind, wenn sie zum bewohnbaren Stadtviertel zusammenstehen, in dem problemlos zwischen den Wolkenkratzern herumgelaufen werden kann.

Bevor ich mich in solchen Städten mit Hochhausvierteln bewegte, hielt mich die Ungewißheit gefangen, ob es überhaupt Sinn macht, Wolkenkratzer zu bauen. Solche Stadtviertel erlauben einen autofreien Städtebau, stellte sich bald als gutes Argument heraus.

K.L.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Hochhaus mit Flugzeugeinbauten

Diese Zeichnung entstand nach dem Angriff auf das World Trade Center in New York. Es waren große Flugzeuge in die beiden Türme hineingeflogen worden, welche diese Bauwerke zum Einsturz brachten. Sowohl der Bau der beiden Türme war ein Symbol, als auch ihre De- konstruktion, welches beides sehr nachhaltig wirkte. Man müßte sich im einzelnen damit beschäftigen.

Nachdem ich sehr lange Zeit über das World Trade Center und seinen Untergang reflektiert hatte, fiel mir auf, daß mit Flugzeugrümpfen, die in ein Hochhaus eingebaut werden, an den Angriff auf das World Trade Center erinnert werden kann. Dabei muß es nicht darum gehen, Originalteile von großen Passagiermaschinen einzubauen, sondern es kann sich nur um Bauvolumen handeln, die an Flugzeuge erinnern.

Zu dieser Zeit, als ich diese Zeichnungen fertigte, lebte ich abwechselnd in Hamburg und Bonn. In beiden Städten engagierte ich mich für die Stadtteilentwicklung in Problemgebieten. In Hamburg beschäftigte mich das untergehende alte Hafengebiet. Ich beging es monatelang und begann dann für das der Veddel benachbarte Gebiet Gebäude zu entwerfen. Deswegen entstand diese Zeichnung. Das Gebäude war für den Stadtteil Kleiner Grasbrook gedacht. Dieser hatte ein Areal mit Wohngebäuden südlich des Freihafenzauns, der restliche größere Teil dieses Areals befand sich innerhalb des Freihafengebietes. Inzwischen legte man Wert darauf, diesen Stadtteil stärker an die Veddel anzubinden und benannte das Gebiet um. Es heißt jetzt wohl Große Veddel, in Erinnerung an eine frühere Zeit, als es hier noch kein Hafengebiet gab, sondern nur Inseln, die sich im Binnendelta des Flußes Elbe ständig umformten und im Laufe der Zeit eingedeicht wurden, um die Landstücke wirtschaftlich nutzen zu können. Doch zurück zur Architekturskizze.

Was mich an der programmatischen Skizze überzeugte, war der Hinweis darauf, daß sich Hochhausbauten mit neuem Formengut anreichern lassen. Dadurch entstehen Bauvolumen, die an nichts mehr erinnern, was bisher gebaut wurde. Zugleich entsteht der Eindruck, daß der Verweischarakter, den die zusammengefügten Bauvolumen erhalten, mehr Qualität gewinnen kann. Es läßt sich auf diesen Wegen der Raumbildung viel mehr zum Ausdruck bringen. Damals, als diese Zeichnung entstand, hatten viele Menschen Angst, sich in Hochhäusern aufzuhalten. Die Zeichnung will dagegen vermitteln, es gibt auch einen friedlichen Weg zur Veränderung.

K.L.

Montag, 27. Oktober 2008

Mehrgeschossiger Hallenbau mit transparenter Klimahülle

Die Zeichnung entstand aufgrund einer Erinnerung an die von dem Architekten Mutschler in Mannheim geplante Multihalle in Mannheim. Der ungewöhnliche Raumeindruck dieser Klimahülle über einer filigranen Holzkonstruktion hatte sich mir eingeprägt. Als mit dem Zeichnen begonnen wurde, veränderten jedoch die ersten Strichführun- gen den Bildeindruck hin zu dem, was jetzt zu sehen ist. Es ergab sich, aufgrund der völlig unterbewußt gezeichneten Linien, eine sehr transparente Hülle, die nach einem Halt suchte. Dadurch kam diese Idee der umgedrehten V-Stütze ins Spiel. Als die durch Stege und Treppen miteinander verbundenen Plattformen der Vorräume ans Licht traten, tiefte sich zugleich der Boden im Vordergrund ein, und es entstand diese Vielgeschoßigkeit. Erst nachdem die durch Bleistiftlinien angedeuteten Bauteile der Konstruktion und der Klimahülle deutlicher herausgearbeitet waren, wurden sie farbig angelegt. Dies verstärkte den tiefenräumlichen Eindruck. Gegen Ende des Zeichnens wurde plötzlich im Hintergrund eine Art Sportarena sichtbar. Die Wege und Stege wurden bis dorthin verlängert.

Die Zeichnung machte mir damals bewußt, daß für öffentliche Veranstaltungen wesentlich interessantere Hallen gebaut werden könnten. Dies hatte den Effekt, daß ich in Fachzeitschriften bewußt nach Hallen suchte, bei denen der rechte Winkel als Gestaltungsmittel kaum noch eine Rolle spielte.

K.L.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Wolkenkratzer mit Bäumen

Die Idee zu dieser Architekturzeichnung eines Wolkenkratzers entstand zunächst aufgrund der alten Lehre von der Dreigliederung eines Gebäudes, die auf der Säulenordnung beruht. Auf ein Postament folgt ein Säulenschaft, darüber liegt ein Kapitell. Wenn man diese Dreigliederung auf die gesamte Fassadengliederung eines Gebäudes ausdehnt, dann besteht unten der Sockel, darüber liegt der Mittelteil der Fassaden, danach kommt der Fassadenteil, der den Gebäudeabschluß zum Ausdruck bringen will. Diese Dreigliederung
war auch in den Hochhausbau übertragen worden. Adolf Loos hatte das bei einem Entwurf für ein Hochhaus für Chicago deutlich gemacht, indem er den Wolkenkratzer als riesige dorische Säule mit Kapitell darauf entwarf.

In dieser Zeichnung folgt auf einen eher rechtwinklig gehaltenen Sockel ein "Säulenschaft" mit organischen Bauformen. Darüber erhebt sich eine Plattform mit einer Überdachung als höchster Aussichtsterrasse. Die Kugeln versinnbildlichen Gewicht und Gegengewicht, da die Überdachung als eine begehbare Brücke erdacht ist. Die Kugeln sollen temporäre Aufenthalte bieten, um über die weitere Menschheitsentwicklung in aller Ruhe reflektieren zu können. Gedacht war an einen Aufenthaltsort für kreative Menschen.

Der Wohnturm ist nicht genau maßstäblich entwickelt worden, da durch diese Skizze eigentlich eine Suche nach neuen Hochhausformen vorgenommen wurde. Es ging mehr um die Entwicklung einer Programmatik, auf welchen Wegen weitergesucht werden sollte.

Betrachtet man Einzelheiten, so fällt ins Gewicht, daß es eine Rotationssymmetrie gibt. Arbeitet man mit ihr, ergeben sich seltsam raffinierte Möglichkeiten der Volumengliederung. Man kann diese Plastizität noch steigern. Das ließ sich in weiteren Skizzen feststellen. Die Frage stellt sich, ab wann der Hochhausbau überhaupt eine solche Entwicklung nehmen kann.

K.L.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Zugang in eine modernere Welt

Dieser Zugang über eine filigrane Brücke führt durch eine aufgeschlitzte Wand in eine neue Moderne, die in der Zeichnung als ein kosmischer Raum dargestellt ist. Die aufgeschlitzte Wand spielt sowohl auf eine Vagina wie auf den Augenschlitz an. Es handelt sich um eine Skizze, die mit einer Zeichnung korrespon- diert, auf der ein Hochhaus in ver- meintlicher Phallusform zu sehen ist. Der Bedeutungsgehalt dieser dargestellten Architektur einer künstlichen Landschaft mit Brücke über einen Wasserlauf in einer Schlucht und einem Tor zum Kosmos ist sehr vielschichtig. Man kann diese Bedeutungen nur dadurch erschliessen, indem beschrieben wird, was bei dem Vorgang des Zeichnens als Innerlichkeit ablief.

Anregungen zu dieser Zeichnung gaben verschiedene Fotos und ein Studentenentwurf einer Brücke, die an der Städelschule, also der Kunstakademie in Frankfurt, im Vollzug eines Architekturstudiums entstand. Der Lehrende hatte dessen luftige Brücke vehement abgelehnt. Bei Betrachtung sah man aber sofort die guten Ansätze die darin lagen. Eine weitere Anregung bildete eine Treppe im Florentiusgraben in Bonn, die aus dem ehemaligen Bastionsgraben zum Niveau über der Bastionsmauer führt. Es handelt sich um eine metallene Kragkonstruktion, die nur unten fest eingespannt ist, oben keine Verbindung zur Bastionsmauer hat. Dort befindet sich nur ein schmaler Spalt zwischen letzter Treppenstufe und dem Fußweg.

Weitere Anregungen kamen aus Hamburg und Nepal. In Kathmandu findet sich in einem Vorort ein stupa, über dessen symbolisierter umgedrehter Bettelschale sich ein kastenförmiger Aufbau unter der symbolisierten Weltachse befindet, vom dem aus zwei aufgemalte Augen in die Welt blicken. Diese eigenartig schön aufgemalten Augen auf einem ungewöhnlichen Bauwerk führten zunächst zu einer Zeichnung eines Auges. Dann wurde das Papierblatt gedreht, und es entstand dieser Schlitz in der Wand, der so wirkte, als befinde sich hinter der letzten Hülle der Erde der Kosmos. Ausgelöst wurde diese Drehung des Papierblattes durch eine Fotografie in einer Zeitung, welche eine Eingangstür in Hamburg zeigt. Dort hatte man eine symbolisierte Vagina als Eingangstür in ein Lokal auf der Reeperbahn zur Darstellung gebracht. Nach langer Reflexion, ob es sich bei einer solchen Türgestaltung um eine Obszönität handelt oder nicht, entstanden Bilder im Kopf von gotischen Kirchenportalen, die ganz ähnlich gehalten sind. Auch ist die Mandorla um eine Madonna in einer solchen Kirche in der Gestalt ähnlich erlebbar.

Da es sich offensichtlich nicht um eine Obszönität handelt, sondern um einen Zugang zu einer inneren Welt, verband sich die Zeichnung der Augen sehr interessant mit der symbolisierten Vaginagestalt einer Tür. Desweiteren entstanden Assoziationen zu Fontanas Bildern. Dieser Künstler hatte ab einer bestimmten Lebensphase seine Leinwände aufgeschlitzt und darüber reflektiert, was sich dabei als Innerlichkeit einstellt, wenn man solche Schlitze macht. Man müßte seiner Kunst genauer nachgehen, um den Zusammenhang mit dieser Zeichnung besser ausloten zu können.

Die modernere Welt, die mit diesem Zugang aufscheint, ist ein Ideenkonstrukt unbekannter Art. Künstler werfen wie Wissenschaftler eine Idee auf und verfolgen sie dann, bis sich klärt, was alles damit gemeint sein könnte und was das alles umfaßt. Als Folge dieser Zeichnung entstand der Eindruck, daß durch die Weltraumfahrt und die Mondlandungen die Menschheit dafür sensibilisiert wurde, die Lebenszusammenhänge auf dem Planeten besser zu verstehen und eine Ökologiebewegung ins Leben zu rufen, die in eine modernere Zeit führt. Obwohl also eine Hochtechnologie die Raumfahrt schuf, löste sie eine weltweite ökologische Bewegung aus, die um den Erhalt des Ökosystems Erde kämpft und immer wieder nach neuen Erkenntnissen sucht, wie das Ökosystem schneller gerettet werden kann.

Der "Zugang in eine modernere Welt" ist also der Eintritt in ein qualifiziertes ökologisches Zeitalter, in dem die Raumfahrt andererseits einen hohen Stellenwert hat.

K.L.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Zeichnung eines Wolkenkratzers


Die Idee für diese Zeichnung entstand nach einer Beschäftigung mit der hinduistischen Gottheit shiva. Um die Gottheit ehren zu können, wird in der Regel ein "Phallus" errichtet. Beschäftigt man sich jedoch ikonologisch mit dieser Gestalt, die verehrt wird, so wird deutlich, daß es sich um ein überlagertes Bild von ganz unterschiedlichen Gegenstandsvorstellungen handelt. Es kann zum Beispiel die Darstellung eines Lebensrades gemeint sein, das von der Seite betrachtet wird, genauso kann darin die Idee verankert sein, shiva tritt aus einem Baumstamm heraus. Der "Phallus" wäre dann sowohl ein Baum, eine Figur, die aus dem Baum heraustritt, aber er kann auch eine Feuersäule sein, weil er auch als solche verehrt wird. Eingelagert sind also sehr viele Bedeutungen, die der Verehrer kennt. Er kennt die Bilder aus den religiösen Mythen zu shiva.
Bei uns in der sogenannten westlichen Hemisphäre wurde ab einer bestimmten Zeit im Hochhaus ein Phallussymbol gesehen. Der Grund dafür waren bestimmte Autoren aus dem Wissenschaftsraum der Psychologie, denen man nachspüren sollte. Sie meinten, es sei eigentlich ein Phallus, der sich im Hochhaus ausdrücke. Diese Sichtweise ist natürlich etwas zu vereinfacht. Gewissermassen als Psychologiekritik entstand diese Zeichnung eines Hochhauses in Phallusform. Diese Lesart wäre aber viel zu reduziert, denn es stecken weit mehr Bilder in dieser Hochhausform, die gewählt wurde.
Bewegt man sich einmal weg von der symbolischen Bedeutung zu dem eigentlichen Thema des Entwurfs, so wird die Sichtweise eine ganz andere. Es wurde nach einer Umhüllung für ein vertikales öffentliches Verkehrsmittel gesucht. Es sollte ein öffentlicher Raum sein, der außen von dem eigentlichen Hochhaus ummantelt ist. Bei der Suche durch unterschiedliche Strichführungen ergab sich dieser Eindruck, nachdem versucht wurde, die Volumen etwas mehr durch farbige Flächengebung herauszuarbeiten.
Es entstand nach dieser und etlichen ähnlichen Zeichungen ein sehr ausgedehntes zeichnerisches Werk, das für mich sehr hilfreich war, um Hochhäuser architekturkritisch betrachten zu können. Es liessen sich gute Kriterien dafür ableiten, wohin sich der Hochhausbau entwickeln könnte. Daran ließ sich das bisher Gebaute messen.
K.L.